26.04.10

Zugfahrt Leben

Und schon wieder sitzt er da und schreibt.
Er ist eigentlich garnich mehr in diesem Zug,
er ist schon lange draußen, fliegt über die vielen einsamen
Lichter, die die Grausamkeiten zwischen ihnen
nicht zu Beleuchten vermögen.
In diesem Moment wird er sich der ganzen Menschheit
bewusst, irgendjemand hat diese Lampen montiert, doch
er ist unwichtig, für meine Dinge nicht von Belang.

Er weiß er ist für sein Alter schon viel gereist, hat seinen
Horizont erweitert wie wenige Andere.
Dadurch lernte er die Menschen kennen, wurde sich bewusst
wie austauschbar sie sind, wie wenig der Einzelne zählt.
Und genau so wenig zählt auch er, und doch ist er der einzig Wichtige.
Dieses Paradoxon gilt es frei nach Camus zu ignorieren.
Denkt er wieder an seine Reisen so weiß er, durch sie
verlor er seine Heimat. Doch er weiß auch genau, dass gerade
dieser Verlust der Heimat, der den Menschen vollkomen allein da
stehen lässt, ihn lehrt, dass Heimat schaffbar ist, dass selbst
im kleinsten Moment, wenn dieses leider nicht bildhübsche, doch
liebenswürdiges, junges Mädchen ihm zulächelt und damit all die
falschen Verheißungen verspricht, die auch die letzte ihrer Art
nie zu halten im Stande war, eine Heimat zu finden ist die - zwar
für andere unfassbar - sein Gemüt beruhigt und ihn in dem bekräftigt was er ist,
und was er einmal sein möchte.

1 Kommentar:

  1. Ein Stück kommender Weltliteratur. Schön, ein solches Manifest aus einer deutschen Feder entspringen zu sehen!

    AntwortenLöschen